Holarktische Bienenarten - autochthon, eingeführt, eingeschleppt
Author
Ebmer, A. W.
text
Linzer biologische Beiträge
2011
2011-07-25
43
1
5
83
journal article
8372
10.5281/zenodo.4524335
3521b9ea-1966-43de-9660-e56c258390f3
0253-116X
4524335
Zur
Hylaeus annulatus
-Artengruppe gehören
Hylaeus aborigensis
DATHE 1994
, loc. typ.:
Russland
, Sibirien, Pik Aborigen am Fluss Kolyma. Verbreitung: Jakutien.
Magadan
.
Amur
und
Chabarovsk
Gebiet. Primorskij- Region. Südliches
Sachalin
. Südliche Kurilen (
QUEST 2009: 124
).
Hylaeus stentoriscapus
DATHE 1986
, loc. typ.:
Mongolei
,
Uvs
, Charchiraa uul, Ulaangom Umgebung. Verbreitung: Nördliche
Mongolei
. Ein mögliches nahestehendes 3 von der Primorskij-Region.
Hylaeus montivagus
DATHE 1986
, loc. typ.:
Mongolei
,
Uvs
, Charchiraa uul, Ulaangom Umgebung.
Hylaeus cardioscapus
COCKERELL 1924
, transpaläarktisch, von der Primorskij-Region, "Kudia river", dem locus typicus, in Asien südlich bis in die nördliche
Mongolei
, nach Westen bis
Deutschland
,
Brandenburg
, und in
Österreich
die Donau aufwärts bis in den Raum von Linz.
Jüngst wurde von PROSHCHALYKIN et. al. (2004: 155) als älterer Name
Hylaeus miyakei
(
MATSUMURA 1911
)
ohne jede Begründung eingeführt. Ein
Typus
hat sich durch Nachfrage von H. Dathe bei den Kollegen in
Japan
bisher nicht auffinden lassen.
Weil der Name
Hylaeus cardioscapus
schon seit 1961 geklärt (
DATHE 1980: 257
) und auch für die Fauna Mitteleuropas von Belang ist, möchte ich die Gelegenheit in Absprache und Unterstützung mit meinem Freund H. Dathe wahrnehmen, die unzulässige Synonymisierung durch Proshchalykin begründet zurückzuweisen.
Einmal ist bemerkenswert, dass Matsumura seine Publikation in Deutsch verfasst hat, damals in der systematischen Entomologie erste Wissenschaftssprache. Die Beschreibung von
Prosopis miyakei
MATSUMURA 1911
♀
, locus typicus Sachalin, "Korsakoff", auf Seite 108, ist in Faksimile abgedruckt (Abb. 1, Seite 73). Auffällig ist, dass Matsumura ganz ungewöhnlich für heutige Beschreibungen insgesamt 17 (!) Angaben zur Färbung verschiedener Körperteile und Behaarung gibt. Jedoch gibt es keinerlei Angaben für eine gelbe Färbung einzelner Körperteile, wie sie so charakteristisch für
Hylaeus
-Arten ist. Bei
H. cardioscapus
♀
sind das Gesicht seitlich des Clypeus, Pronotumbeulen seitlich hinten und die Basis der Hintertibien gelb gefärbt, was den sehr umfangreichen Farbangaben Matsumuras nicht entgangen wäre. Selbst die am dunkelsten gefärbten
Hylaeus
-Arten, die von der
Insel
Sachalin gemeldet sind,
Hylaeus rinki
(GORSKI 1852)
♀
und
Hylaeus pfankuchi
(ALFKEN 1919)
♀
, weisen noch eine gelbe Basis der Hintertibien auf.
Schon
BRIDWELL (1919: 149)
weist hin, dass es sich bei
P. miyakei
um einen
Evylaeus
handeln könnte: "
Prosopis Miyakei
Matsumura
from the island of Sakhalien, from the description is not a
Hylaeus
but probably belongs to the
Halictidae
, perhaps to
Evylaeus
Robertson", wohl durch die Angabe Matsumuras in der Beschreibung: "Pygidium deutlich punktiert, in der Mitte der Länge nach gefurcht." Das weist eindeutig auf eine
Halictidae
hin, im Zusammenhang mit den anderen Teilen der Beschreibung tatsächlich auf eine
Lasioglossum
, Untergattung
Evylaeus
. Die Beschreibung passt im Zusammenhang mit dem locus typicus gut auf Arten des
Lasioglossum
lucidulum-tarsatum
-Artenkomplexes (
EBMER 2002: 876
), jedoch ohne Auffinden des
Typus
wäre jede Zuordnung des Namens und Beschreibung von
P. miyakei
auf eine bekannte Art der Untergattung
Evylaeus
unmöglich.
P. miyakei
ist daher ein nomen dubium. Entweder unterlag MATSUMURA einem Irrtum in der Zuordnung der Gattung oder es lag ihm ein aberratives Exemplar vor, bei dem eine Cubitalader ausgefallen war, wie es bei
Evylaeus
-Arten zwar sehr selten, aber doch immer wieder vorkommt.