Revision der europäischen Gattungen und Arten der Familie Brachychthoniidae (Acari, Oribatei) Teil 1. Allgemeiner Teil: Brachychthoniidae Thor, 1934. Spezieller Teil: Liochthonius v. d. Hammen, 1959, Verachthonius nov. gen. und Paraliochthonius nov. gen.
Author
Moritz, M.
text
Mitteilungen aus dem Zoologischen Museum in Berlin
1976
52
27
136
http://unknown
journal article
ORI10013
Liochthonius tuxeni
(Forsslund, 1957) (Abb. 13 abc)
Brachychthonius hystricinus var. tuxeni Forsslund
, 1957: p. 590, Fig. 13.
?
Liochthonius hystricinus tuxeni Chinone
, 1974: p. 24, Fig. 75 bis 79.
Die von Chinone (1974) angenommene
Identitaet
seiner aus Japan als
Liochthonius hystricinus tuxeni
n. sp.
(Artikel 45 der Internationalen Regeln
fuer
die Zoologische Nomenklatur) beschriebenen Exemplare mit dem Originalmaterial Forsslunds aus Island ist unsicher und kann nur anhand eines noch ausstehenden direkten Vergleiches der betreffenden Tiere entschieden werden. Im Gegensatz zu
tuxeni Forsslund
aus Nordeuropa sind bei
tuxeni Chinone
, 1974 die Dorsalborsten
auffaellig
robust und dick. Die lnterlamellarhaare stehen bei den japanischen Tieren
ausserdem
viel enger zusammen (
tuxeni Chinone
: 16
ym
,
tuxeni Forsslund
: 20,8
ym
), so
dass
moeglicherweise
2 Arten vorliegen. In diesem Falle
muessten
die
nordeuropaeischen
Exemplare sensu Forsslund neu benannt werden. Aus den oben genannten
Gruenden
wird hier bis zur
endgueltigen
Klaerung
des Sachverhaltes der Name
tuxeni Forsslund
fuer
das Originalmaterial Forsslunds aus Island beibehalten.
Material:
ZMK
: 1 Ad.,
Holotypus
, mikroskop.
Praeparat
(sub
Brachychthonius hystricinus var. tuxeni Forsslund
),
Island
,
Skidastadur
,
Skagafjoerdur
, i jad ad varm kilde (60°), jad 25°,
S. L. Tuxen
leg.
21. 6. 1933
, Pr. Nr. 26.
-
ZMK
: 1 Ad., mikroskop.
Praeparat
(sub
Brachychthonius hystricinus var. tuxeni Forsslund
),
Island
,
Skidastadur
,
Skagafjoerdur
, i jad ad varm kild (68°), jad 34°,
S. L. Tuxen
leg.
23. 3. 1933
, Pr. Nr. 134.
NRSt
: 2 Ad., Coll.
Forsslund
Mf 916, 2 mikroskop.
Praeparate
,
Schweden
,
Vaesterbotten
,
Degerfors, Vindeln
,
5. 6. 1961
.
Slg. Hirschmann: 1 Ad., Coll.
Willmann
, mikroskop.
Praeparat
(sub
Brachychthonius furcillatus
n. sp.
),
BRD
,
Sager Meer,
oestliches
Ufer
,
Sphagnum
, S. M. 6.,
30. 5. 1928
.
ZMB
Nr.
416/B27
: 3 Ad.,
DDR
,
Insel
Ruegen
,
Kreidesteilkueste
bei Stubbenkammer
, Moos im Hangsickerwasser,
M. Moritz
leg.
14. 9. 1963
.
-
ZMB
Nr.
416/B238
: 1 Ad.,
DDR
,
NSG
Darss
,
W. Karg
leg.
1966
.
Holotypus, Locus typicus: Der Holotypus ist als mikroskopisches
Praeparat
im Universitetets Zoologiske Museum Kobenhavn,
Daenemark
, deponiert. Das Tier ist leicht gequetscht, so
dass
die
Koerperbreite
nicht exakt ermittelbar ist.
Der Locus typicus ist Island, Skidastador,
Skagafjoerdur
, in einer warmen Quelle von 60 °C, Erdboden 25 °C.
Im Zoologischen Museum Kobenhavn befindet sich ein zweites
Praeparat
mit einem weiteren Exemplar, das ebenfalls von S. L. Tuxen am selben Ort in einer anderen Quelle
erbeutet
wurde. Dieses Tier
gehoert
aber nicht zur Typusserie, da Forsslund in seiner Originalbeschreibung
ausdruecklich
nur von einem einzigen Exemplar spricht.
Beschreibung: Die Exemplare von Island sind farblos,
waehrend
die Tiere von der
Kreidekueste
der Insel
Ruegen
goldgelb und gut sklerotisiert sind. Die interbothridialen Maculae sind bei den letzteren gut erkennbar. Der Habitus ist vom perpusillus-Typ. Die piliformen Dorsalborsten sind aber sehr
duenn
, gerade, nicht verdickt oder erweitert und deutlich
kuerzer
als bei
L. hystricinus
.
Das Prodorsum ist breiter als lang und
verjuengt
sich vor den
Exobothridialhoeckern
staerker
. Das rostrale Prodorsum ist flach. Das Rostrum ist gerundet und nicht besonders vom Prodorsum abgesetzt. Die Lamellar- und Interlamellarhaare stehen der Mediane
genaehert
. Die Lamellarhaare sind caudo-mediad gebogen. Im Unterschied zu
L. hystricinus
sind die Interlamellarhaare in der Seitenansicht nicht gerade, sondern in der Mitte deutlich nach unten durchgebogen (vgl. Abb. 13 b),
waehrend
die restlichen Prodorsumborsten
ebenmaessig
verlaufen.
Der Sensillus ist vom perpusillus-Typ. Er besteht aus einem langen,
duennen
, etwas geschwungenen Stiel und einer Keule, die wesentlich
kuerzer
als der Stiel ist. Die im Querschnitt runde Keule ist vom Stiel abgesetzt, in der Mittelpartie parallelseitig und am Ende ventrad etwas ausgezogen. Sie ist mit starren Stachelborsten
spaerlich
besetzt. Die Stachelborsten sind dorsal am
laengsten
, seitlich nur halb so lang,
waehrend
sie ventral nur aus kleinen Spitzen bestehen. Die Keule ist im Profil deutlich nach ventral gebogen und wirkt insgesamt dichter beborstet als bei
L. hystricinus
.
Die runden interbothridialen Maculae werden von vorne nach hinten schnell kleiner. Die beiden, auf jeder Seite durch den Mittelpunkt der 3 vorderen Paare angenommenen Linien konvergieren caudad.
Die
Exobothridialhoecker
sind sehr klein und ragen nur wenig auf der
Prodorsumflaeche
hervor.
Das Opisthosoma ist von oben gesehen
annaehernd
parallelseitig. Die Schulterecken der Vorderkante sind nur wenig vorragend. Die
duennen
Notogasterborsten sind nicht erweitert oder besonders verdickt. Die e1- Borsten sind in der Borstenmitte leicht geschwungen, alle anderen Notogasterborsten sind gerade beziehungsweise an ihrer Basis nur
ebenmaessig
leicht gebogen. Die
laengsten
Notogasterborsten sind
kuerzer
als 40
ym
. Das Maximum der c1- Borste wurde mit 33,7
ym
und das der e1- Borste mit 33,7
ym
gemessen. Die c1- Borsten erreichen nicht den Insertionspunkt der Pl1- Borsten.
Die vordere und die untere Ecke des Pleuralschildes Pl1 laufen spitz aus. Alle 3 Seiten des dreieckigen Pleuralschildes sind leicht konkav gebogen.
Systematische Stellung:
L. tuxeni
wurde von Forsslund als
Varietaet
von
L. hystricinus
nach einem einzigen Exemplar, das eine sichere Artdiagnose nicht
zuliess
, beschrieben. Die Existenz eines zweiten Exemplares von Island und einiger Exemplare vom Quellwasserhang der
Kreidesteilkueste
Ruegens
mit den morphologischen Merkmalen des Holotypus unterstreicht aber den Artstatus dieser Form hinreichend.
Neben den klaren morphologischen Unterschieden zu
L. hystricinus
ist auch der spezielle Lebensraum im Bereich quellwasserdurchsickerter Moospolster ein ganz anderer. Die besonderen
Temperaturverhaeltnisse
der
islaendischen
Quellen
duerften
dabei eine mehr untergeordnete Rolle spielen.
L. tuxeni Forsslund
ist von
L. hystricinus
durch die feiner beborstete Sensilluskeule und die absolut
kuerzeren
Notogasterborsten bei im Durchschnitt etwas
groesserer
Koerperlaenge
und -breite zu trennen.
Abb
. 13.
Liochthonius tuxeni (Forsslund)
. a Dorsalansicht und Sensillus eines Exemplares von Island, S. L. Tuxen leg. Nr. 134, b Lateralansicht desselben Exemplares, c Lateralansicht eines Exemplares von der Insel
Ruegen
, ZMB 416/B27.
Tabelle 9.
Liochthonius tuxeni
(Forsslund 1957)
EmTaCe |
Durchschnitt |
Min.-Max. |
Holotypus |
Gesamtlaenge
|
200,7 |
192,5 - 205,0 |
200,0 |
Laenge
Prodorsum
|
79,8 |
72,5 - 87,5 |
72,5 |
Laenge
Na
|
51,4 |
50,0 - 55,0 |
47,5 |
Breite Prodorsum |
86,5 |
82,5 - 90,0 |
- |
Breite Na |
114,5 |
112,5 - 120,0 |
- |
Sensilluslaenge
|
40,6 |
37,5 - 42,5 |
42,0 |
Keulenlaenge
|
17,2 |
16,2 - 18,0 |
18,0 |
Keulenbreite |
- |
EmTaCe |
- |
Abstand ro |
15,1 |
15,0 - 15,5 |
15,0 |
Abstand la |
27,3 |
26,2 - 29,0 |
27,5 |
Abstand ila |
20,8 |
20,0 - 22,0 |
20,0 |
Abstand c1 |
45,7 |
43,0 - 47,5 |
43,0 |
Abstand e1 |
34,9 |
30,5 - 35,0 |
30,5 |
Tabelle
9. (
Fortsetzung)
EmTaCe |
Durchschnitt |
Min.-Max. |
Holotypus |
Laenge
ro
|
28,3 |
25,0 - 31,2 |
25,0 |
Laenge
la
|
29,2 |
25,0 - 32,5 |
25,0 |
Laenge
ila
|
28,9 |
25,0 - 31,2 |
27,5 |
Laenge
c1
|
31,8 |
28,7- 33,7 |
30,0 |
Laenge
e1
|
34,9 |
32,0- 37,7 |
32,5 |
Abstand la: ro |
1,81 |
EmTaCe |
1,83 |
Abstand ila: la |
0,76 |
EmTaCe |
0,74
Laenge
e1: Na
|
0,68 |
EmTaCe |
0,68 |
Laenge
Na: Abstand la
|
1,88 |
EmTaCe |
1,73 |
Laenge
Na: Abstand c1
|
1,12 |
EmTaCe |
1,11 |
Die
morphologischen Merkmale von
L. tuxeni Forsslund
vermitteln zwischen der Extremstellung des
L. hystricinus
und den
uebrigen
Arten der
perpusillus-Gruppe
mit einfachen piliformen Dorsalborsten.