Revision der europäischen Gattungen und Arten der Familie Brachychthoniidae (Acari, Oribatei) Teil 2. Mixochthonius Niedbala, 1972, Neobrachychthonius nov. gen., Synchthonius v. d. Hammen, 1952, Poecilochthonius Balogh, 1943, Brachychthonius Berlese, 1910, Brachychochthonius Jacot, 1938 Author Moritz, M. text Mitteilungen aus dem Zoologischen Museum in Berlin 1976 52 227 319 http://unknown journal article ORI10014 Brachychochthonius formosus (Cooreman, 1947), nov. comb. (Abb. 21, 22a bis d) Eobrachychthonius formosus Cooreman , 1947: p. 9, Fig. 4 Brachychthonius formosus : Chinone 1974, p. 3. Material: IRSNB : 1 Ad. , Holotypus , Coll. Cooreman, mikroskop. Praeparat Nr. 031 (sub Eobrachychthonius formosus Cooreman ), Belgien , Putsche Moer , Calmpthout , Nid de Larus ridibundus L., J. Cooreman leg. 16. 5. 1947 . NRSt : 2 Ad. , Coll. Forsslund Mf 576, 2 mikroskop. Praeparate , Schweden , Dalarna , Ludvika . ZMB : Nr. 441/1176E : 1 Ad. , DDR, Weisswasser , NSG "Urwald" , Moospolster ( Pholia nutans und Georgia pellucida ) auf Stubben , H.-D. Engelmann leg. 4. 6. 1967 . - ZMB Nr. 441/2040E : 33 Ad. , DDR, Weisswasser , NSG "Urwald" , sehr feuchter Molinio-Pineetum-typicum-Standort, Moosprobe ( Polytrichum commune ) , H.-D. Engelmann leg. 14.2.1969 . - ZMB 441/2041E : 18 Ad. , desgleichen . - ZMB Nr. 441/2044E : 1 Ad. , DDR, Weisswasser , NSG "Urwald" , H.-D. Engelmann leg. Holotypus , Locus typicus: Die Art wurde nach einem einzigen Exemplar beschrieben. Der Holotypus befindet sich als mikroskopisches Praeparat Nr. 031 (Coll. Cooreman) im Institut Royal des Sciences Naturelles de Belgique, Bruxelles. Das Exemplar ist stark gequetscht und an der linken Koerperseite aufgeplatzt. Die charakteristischen Merkmale dieser Art sind aber gut erkennbar (Abb. 21). Der Locus typicus ist Belgien, Campthout , kleine Buelten-Insel mit Moevenkolonie im " De Putsche Moer " nahe der hollaendischen Grenze. Die Probe stammt aus extrem, feuchtem Nistmaterial von Larus ridibundus auf Molinia-Buelten . Beschreibung: Die Farbe ist goldgelbbraun. Die dorsale Ornamentation tritt deutlich hervor. Die Tiere machen im Vergleich zur vorhergehenden Art einen robusten Eindruck. Prodorsum flach und mit breiter Basis. Lateralzaehne fehlen. Die dorsalen Leider sind gepunktet und nur schwach unregelmaessig begrenzt. Im ganzen machen sie einen reduzierten Eindruck. Im Bereich der interbothridialen Maculae fehlen die Feldgrenzen ganz. Die vor dem rostralen Medianfeldpaar geschwungen verlaufenden transversalen Rostrallinien umgeben seitlich die Basis der Rostralhaare und erreichen fast den Rostralrand. Der Abstand zwischen der hinteren medialen Umbiegungsstelle ihrer Innenschenkel ist auffallend gross . Er erreicht fast die Laenge des Abstandes der Rostralhaare und ist fuer diese Art charakteristisch (Abb. 22b). Abb . 21. Brachychochthonius formosus (Cooreman) , Holotypus Exobothridialhoecker von normaler Groesse . Sensillus mit langer, fast zylindrischer Keule, die mit kurzen feinen Stachelspitzen besetzt ist. Der wesentlich kuerzere Stiel ist ziemlich gerade. Das durchschnittliche Laengenverhaeltnis zwischen Keule und Stiel betraegt 1,67. Notogaster relativ lang, mit fast parallelen Seiten. Seine piliformcn Borsten kurz und glatt. Die Felder der mittleren Reihe weitgehend verschmolzen, vom immaculatus-Typ. Das vordere Medianfeld auf dem Notogasterschild Na mit nur einer transversalen Unterteilung, die der Grenze zwischen dem ehemaligen vorderen und mittleren der drei Feldpaare entspricht. Rosette weitgehend reduziert. Der Kutikularring sehr klein und lateral offen in das zwischen dem Kutikularring und der cp-Borste liegende aeussere dreieckige Rosettenschild uebergehend . Abb . 22. Brachychochthonius formosus (Cooreman) , ZMB 441/2040E. a Dorsalansicht, b Rostrum dorso-frontal, c Sensillus, d Lateralansicht Das Pygidium ist wie bei Br. immaculatus sehr flach. Es faellt gleichmaessig dachfoermig zum Koerperhinterende ab. Die Borsten ps 1 und ps 2 stehen auf einem einheitlichen transversalen Vorsprung des Pygidium. Der Abstand zwischen den ps1-Borsten geringer als zwischen den ps2-Borsten. Der Abstand zwischen den ps2-Borsten ist ausserdem groesser als der zwischen allen anderen medianen Borstenpaaren. Tabelle 18. Brachychochthonius formosus (Cooreman, 1947)
EmTaCe Durchschnitt Min.-Max. Holotypus
Gesamtlaenge 205,0 192,5 - 212,0 212,0
Laenge Prodorsum 74,7 70,0 - 77,5 75,0
Laenge Na 52,6 47,5 - 53,7 50,0
Breite Prodorsum 75,4 67,5 - 77,5 -
Breite Na 99,6 95,0 - 102,5 -
Sensilluslaenge 43,5 42,5 - 46,2 42,5
Keulenlaenge 27,2 25,0 - 28,7 25,0
Keulenbreite - 5,2 7,0
Abstand ro 14,0 13,7 - 15,0 14,5
Abstand la 22,3 20,0 - 24,0 20,0
Abstand ila 25,7 23,7 - 26,2 25,0
Abstand c1 29,9 29,5 - 31,5 30,2
Abstand e1 29,7 28,0 - 30,7 28,7
Laenge ro EmTaCe EmTaCe 17,5
Laenge la EmTaCe EmTaCe 8,5
Laenge ila EmTaCe EmTaCe 6,0
Laenge c1 EmTaCe EmTaCe 6,2
Laenge e1 EmTaCe EmTaCe 12,5
Abstand la: ro 1,59 EmTaCe 1,38
Abstand ila: la 1,16 EmTaCe 1,25
Laenge e1: Na - EmTaCe 0,25
Laenge Na: Abstand la 2,36 EmTaCe 2,50
Laenge Na: Abstand c1 1,76 EmTaCe 1,66
Von den Adanalborsten ist die piliforme ad 1-Borste auffallend kraeftig und auch laenger als die normalerweise laengeren hypertrophierten Borsten ad 2 und ad3.
Systematische Stellung: Brachychochthonius formosus ist seit der Beschreibung durch Cooreman nicht wieder aufgefunden worden. Es ist durchaus moeglich , dass die Art in der Vergangenheit mit dem sehr aehnlichen Br. immaculatus verwechselt worden ist. Beide Arten haben aber deutlich verschiedene oekologische Ansprueche . Waehrend Br. immaculatus in den mesophilen Laub- und Mischwaldstandorten Mittel- und Nordeuropas weit verbreitet ist und hier den Zersetzungshorizont der Bodenauflage bevorzugt, ist Br. formosus offensichtlich ein Bewohner der Moosrasen ( Sphagnum ) wassergesaettigter Standorte. Br. formosus unterscheidet sich von Br. immaculatus morphologisch durch die groesseren Koerpermasse , das flache Prodorsumprofil, die weit auseinandergestellten rostralen Kutikularlinien, den feinbeborsteten Sensillus, die andersartige dorsale Ornamentation sowie durch die Anordnung der ps1- und ps2-Borsten auf dem Pygidium.