Phthiria minuta (Fabricius, 1805) neu für die Schweizer Fauna (Diptera, Bombyliidae)
Author
Blöchlinger, Hermann
text
Entomo Helvetica
2015
2015-12-31
6
161
163
journal article
56360
10.5169/seals-986058
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1662-8500
8061028
Fabricius hatte
P. minuta
1805
aus
Frankreich
unter dem Gattungsnamen
Voluccella
Bechstein, 1800
beschrieben. Wiedemann beschrieb die Art 1820 nochmals, jedoch als «österreichische Art» und unter dem heute als Synonym geführten Namen
Phthiria maura
Wiedemann
in Meigen, 1820 (
Evenhuis & Greathead 2003
).
Abb. 1. Das zweite je in der Schweiz festgestellte Weibchen von
Phthiria minuta
(Fabricius, 1805)
. (Foto W. Marggi).
Abb. 2. Dasselbe Weibchen von
Phthiria minuta
(Fabricius, 1805) von der Seite
(Foto W. Marggi).
Das heutige Verbreitungsgebiet der Art erstreckt sich über mehrere Länder von Westeuropa bis in die
Mongolei
sowie über Nordafrika. Mit Ausnahme Liechtensteins wird die Art aus allen Nachbarländern der
Schweiz
gemeldet. Über die Entwicklung und über die Wirte ist bisher nichts bekannt.
Funddaten
Am
5.6.
2006
hatte Adrienne Frei im Niderholzwald bei Rheinau und Marthalen (ZH) bei einer waldökologischen Käfer-Untersuchung in einer Eichendurchforstung ein
Phthiria minuta
-Weibchen gefunden. Durch Gerhard Bächli gelangte das Tier in mei ne Sammlung. Das Niderholz ist einer der grössten natürlichen Eichen-Hagenbuchenwälder der Schweiz. Er steht auf sehr durchlässigem Schotter
.
Das Klima ist trocken und warm
.
Durch einen Internet-Bericht über die
Verwandte
P.
pulicaria, in
dem Jonas Mortelman über die erfolgreiche Suche jener Dünenart auf Blüten berichtet
, ermuntert, versuchten meine Frau und ich am 14.6.
2012
am bisher einzigen Fundort weitere Exemplare der neuen Schweizer Art zu finden. In der nächsten Umgebung waren je doch die Bäume und Sträucher in den sechs vergangenen Jahren so stark gewachsen, dass blühende Pflanzen kaum mehr gedeihen konnten. So dehnten wir die Suche auf den ganzen Wald aus
.
Nach stundenlangem Suchen – es war inzwischen bereits vier Uhr geworden – standen wir an einer besonnten Waldwegkreuzung vor einem blühenden Ligusterstrauch. Neben verschiedenen kleinen Bienen, Käfern und Fliegen bemerkte ich eine
minuta
-verdächtige, unscheinbare Fliege, die eifrig in den Blüten umherstocherte. Ich fing das Tier ein und nahm es mit. Auf dem Heimweg zweifelte ich immer wieder an der richtigen Beurteilung und glaubte, es könnte sich auch nur um eine Mücke handeln. Erst zu Hause bestätigte sich meine Hoffnung (
Abb. 1
und
2
). Die erfolgreiche Suche eines so kleinen Insekts bedeutet für mich ein zwar sensationeller Fund, weist aber sicher auch darauf hin, dass die Art im Niderholz nicht selten sein dürfte.