Die " Seelchen " Oberösterreichs mit Angaben zur Determination und Taxonomie (Lepidoptera, Psychidae)
Author
Hauser, E.
text
Linzer biologische Beiträge
2014
2014-12-19
46
2
1041
1086
journal article
10.5281/zenodo.5306971
0253-116X
5306971
7 Unterfamilie
Oiketicinae
Die Puppe des Weibchens verbleibt zur Gänze im Inneren des Sackes und reisst bei dessen Reife am Vorderende auf. Das Weibchen ist flügellos, Beine, Fühler und der Ovipositor sind auf kurze Stummel reduziert. Es bewegt sich durch Winden des Körpers sowie peristaltisch, also durch ringförmig nach vorne oder nach hinten verlaufende Wellen des weichen und prall mit Eiern gefüllten Hinterleibes. Die Anlockung des Männchens geschieht über Sexuallockstoffe (Pheromone), die wie bei den
Epichnopteriginae
von den hypodermalen Drüsen im Nacken produziert werden (
DIERL 1973
). Die Analwolle wird in mehreren schmalen Ringen am Hinterleibsende ausgebildet. Weibchen der Gattungen
Acanthopsyche
bis
Ptilocephala
erscheinen beim Locken in der Hinteröffnung des Sackes und schieben sich teilweise auch etwas aus dieser heraus. Weibchen von
Megalophanes
,
Phalacropterix
und
Sterrhopterix
bleiben hingegen beim Locken ganz in der Puppenhülle, die Pheromone werden über Spalten am Vorderende dieser Exuvie abgegeben. Die Kopulation findet bei allen Arten innerhalb der weiblichen Puppenhaut statt, das Männchen besitzt dazu einen extrem dehnfähigen Hinterleib. Das Weibchen von
Megalophanes viciella
führt bei Berührung des Nackens peristaltische Bewegungen Richtung Hinterende aus, welche bewirken, dass die Hinterleibsspitze des Männchens in das Puppeninnere zur weiblichen Geschlechtsöffnung bewegt wird (
SCHÄTZ 1955: 108
). Nach der Eiablage in die Puppenhülle windet sich das dann hohle Weibchen aus dem Sack und fällt ab (
Acanthopsyche
bis
Ptilocephala
) oder verbleibt als zusammengeschrumpfte Haut im Sackinneren (z.B.
Megalophanes
,
Phalacropterix
,
Sterrhopterix
). Bei
Apterona helicoidella
gibt es in OÖ – ähnlich wie bei manchen
Dahlica
-Arten – nur Populationen ohne Männchen (Parthenogenese). Die Weibchen der in OÖ nicht nachgewiesenen bisexuellen Form locken in der Puppenhülle ähnlich
Sterrhopterix
, sie fallen aber nach der Eiablage meist ganz aus dem Sack wie z.B. bei
Acanthopsyche
.
Bei den bisherigen Unterfamilien dauert die Entwicklung in der Regel ein Jahr, mit Ausnahme von
Typhonia ciliaris
(
HÄTTENSCHWILER 1997: 229
)
, überliegenden Einzeltieren der übrigen Arten und den hochalpinen Populationen. Bei den
Oiketicinae
kommen im Tiefland Arten vor, bei denen die meisten Individuen einer Population entweder einjährig (z.B.
E. plumella
,
M. viciella
,
P. muscella
), zweijährig (z.B.
P. graslinella
) oder je nach Ort ein- oder zwei-(bis drei-)jährig sind (
A. atra
,
C. hirsuta
.
P. villosella
) (vgl.
SCHÄTZ 1966
,
HERRMANN 1994
,
HÄTTENSCHWILER 1997
). Die männlich determinierten Raupen entwickeln sich bei den Gattungen
Megalophanes
,
Phalacropterix
und
Sterrhopterix
über ein besonderes Raupenstadium zur Puppe, welches keine Nahrung zu sich nimmt und "Vorpuppe" oder auch "weisse Raupe" genannt wird (vgl.
HÄTTENSCHWILER 1997: 270
;
SCHÄTZ 1955: 107
;
SCHÄTZ 1966: 48
).