Flora der Schweiz und angrenzender Gebiete. Band 3. Plumbaginaceae bis Compositae (2 nd edition): Boraginaceae
Author
Hess, Hans Ernst
Author
Landolt, Elias
Author
Hirzel, Rosmarie
text
1976
Birkhaeuser Verlag
https://doi.org/10.5281/zenodo.292249
book
292249
10.5281/zenodo.292249
3-7643-0556-8
Symphytum
officinale
L.
Echte Wallwurz
Rhizom
ruebenfoermig
. Stengel 0,5-1,5 m hoch, zerstreut bis sehr dicht und abstehend behaart (nach dem Grunde kaum verdickte [bis ca. 2mal so dick wie in der Mitte], lange Borstenhaare und zerstreute, kurze, flaumige Haare).
Blaetter
(die
groessten
im untern Teil des Stengels) bis 25 cm lang,
4
-
6mal so lang wie breit
,
allmaehlich
zugespitzt und nach dem Grunde
allmaehlich
in den
gefluegelten
Blattstiel
verschmaelert
,
dessen
Fluegel
dem Stengel entlang bis zum
naechst
untern Blatt herablaufen
(
Fluegel
am Stengel bis 4 mm breit;
im Gebiet nur bei dieser Art so breit!). Krone 1,2-2 cm lang, gelblich, purpurn, oder rotviolett; Schlundschuppen nie aus der Krone herausragend. -
Bluete
:
Spaeter
Fruehling
und Sommer.
Zytologische Angaben. 2n
=
24, 40, 42, 43, 44, 45, 46, 47, 48:
Material von 72 Fundorten in Holland (davon haben 48 Populationen 2n = 48, 15 Populationen 2n = 40 und 2 Populationen 2n = 24). Pflanzen mit 2n = 24, 48 besiedeln trockenere, solche mit 2n = 40 sehr feuchte Standorte (die Standorte
schliessen
sich aus); diploide und tetraploide Pflanzen sind in den
aeussern
Merkmalen sehr
aehnlich
, jene mit 2n = 40 sind davon leicht zu unterscheiden und stimmen in den
aeussern
Merkmalen weitgehend mit dem aus
Suedrussland
, Ungarn und
Rumaenien
(Westgrenze unbekannt, nach Rothmaler 1963 auch im Rheinland) angegebenen
S. uliginosum
Kerner
ueberein
(bei
S. uliginosum
sind die
Blaetter
am Stengel
nicht herablaufend, und der Stengel ist fast kahl
). Kreuzungen zwischen Pflanzen mit 2n = 40 und 2n = 48 gelangen in beiden Richtungen;
ueber
die dabei entstandenen Bastarde ist noch nichts bekannt. Zwischen den diploiden und tetraploiden Sippen entstand nur aus der Kreuzung 2n = 24 ♀
x
2n = 48 ♂ eine Bastardpflanze. Alles nach Gadella und Kliphuis (1967a). 2n = 24 + 4 B-Chromosomen: Material aus dem Aostatal (Gadella und Kliphuis 1970). Die Zahl 2n ca. 40 fanden
Loeve
und
Loeve
(1956b) an Material aus Island; Tarnavschi (1948) fand an Material aus
Rumaenien
2n = 48, und an Material aus Holland fanden bereits in
frueheren
Untersuchungen Gadella und Kliphuis (1963 1967) 2n = 26, 40, 48. An Material aus Norwegen fand Laane (1969a),
2n
=
36.
Skalinska
et al. (1971) fanden in Polen 2n = 24, 48.
Standort.
Kollin und montan. Nasse bis feuchte, sandige bis tonige oder moorige, meist
naehrstoffreiche
Boeden
. Flachmoore (selten Hochmoore), feuchte bis nasse Wiesen, Bachufer,
Auenwaelder
,
Bruchwaelder
.
Verbreitung. Eurasiatische Pflanze:
Nordwaerts
bis Island,
suedliches
Skandinavien,
Suedrussland
;
ostwaerts
bis ins Gebiet des Ob und bis Zentralasien;
suedwaerts
bis Spanien (Valencia), Sizilien, Thessalien, Kaukasus. - Im Gebiet verbreitet und ziemlich
haeufig
; in den
Alpentaelern
meist selten.
Bemerkungen
.
S. officinale
ist polymorph. Aus dem Gebiet werden angegeben:
ssp.
bohemicum
(F. W. Schmidt)
Celak
.
mit gelblichen
Blueten
und
ssp.
officinale
L.
(syn.
var.
purpureum
Pers
). mit purpurnen oder violetten, selten
weissen
Blueten
. Beide Sippen kommen bei uns in nassen Wiesen nebeneinander vor. Ob im Gebiet auch
S. uliginosum
vorkommt (s. unter den zytologischen Angaben) bleibt
abzuklaeren
(vgl. dazu die
ausfuehrliche
Arbeit von von Degen 1930, der den Namen
S. tanaicense
Steven
vorschlaegt
). Es
waere
moeglich
,
dass
die Vielgestaltigkeit von
S. officinale
auf Genintrogressionen von
S. asperum
und von dem ebenfalls in Westeuropa
frueher
haeufig
aus
Suedrussland
importierten Bastard
S. asperum
x
S. officinale
(
S. uplandicum
) beruht (s. auch unter Bastarde).
S. officinale
sollte experimentell weiter untersucht werden. Nach Gadella und Kliphuis (1970) haben alle diploiden Sippen (2n = 24) gelbliche
Blueten
;
gelblichbluetige
tetraploide Sippen (selten!)
koennen
nach
aeussern
Merkmalen nicht von den diploiden Sippen unterschieden werden.