Info Flora Schweiz - Characeae Author Info Flora text 2021 2023-10-20 Info Flora Schweiz Geneve https://www.infoflora.ch/de/flora/characeae.html url Tolypella intricata (Roth) Leonh. Verworrene Armleuchteralge Art ISFS: Checklist: 50062 Characeae Tolypella Tolypella intricata (Roth) Leonh. Bestimmungsschluessel Zusammenfassung Artbeschreibung Bis 50 cm grosse Pflanze, robust, stark verzweigt, gruen bis gelbgruen . Sprossachse : mit 1 - 2 mm relativ dick. Internodien : 2- bis 3-mal laenger als die Aeste , wobei sie im unteren Sprossteil 12 cm lang werden koennen , im oberen hingegen oft viel kuerzer . Rinde : ohne. Stacheln : keine. Stipularen: keine. Astquirle : gewoehnlich aus 6 - 8 Aeste im Quirl. Aeste : bis 1. oder 2. Astknoten ist jeder Ast 2- bis 4-strahlig geteilt; Endzelle kurz und spitz, kann aber auch wegfallen. Sterile Aeste lang ( 2- 8 cm ), ausgebreitet und locker, waehrend die fertilen kurz (< 1 cm ), stark gebogen oder gewunden sind. Monoezisch . Gametangien: sitzend oder gestielt an jedem Astknoten und manchmal an der Basis der Astquirle; nie mit einer Schleimhuelle . Antheridien : einzeln, Durchmesser 0,2 - 0,4 mm klein. Oogonien: zu 2 - 4 oder mehr, 0,35 - 0,55 mm lang, 0,30 - 0,50 mm breit. Oosporen: braun bis gelbgold, eifoermig , 0,30 - 0,40 mm hoch und 0,30 - 0,50 mm breit, mit 7 - 11 deutlichen Rippen und feinen Waerzchen auf der Aussenwand (unter dem Mikroskop), keine spongioese Struktur (keine Farbveraenderung bei Austrocknung). Bulbillen : fehlend. Phaenologie Tolypella intricata ist eine Fruehjahrsannuelle , die mit der herbstlichen Flutung des temporaeren Gewaessers keimen, um sich im Winterende bis anfangs Fruehling entwickeln kann. Im Mai ist sie dann voll ausgereift und fruechtebildend , verschwindet aber gewoehnlich vor Sommerbeginn. Vereinzelt kann die Pflanze an einem Standort jahrelang nicht mehr erscheinen, aber durch die lange Keimfaehigkeit der Oosporen ploetzlich wiederauftauchen. Verwechslungsmoeglichkeiten Wie die meisten Characeen bildet auch Tolypella intricata Sprosse, Internodien und Aeste unterschiedlicher Laenge . Sie kann mit Tolypella glomerata als derzeit in der Schweiz einzige weitere bekannte Art der Gattung verwechselt werden. T. intricata unterscheidet sich im Wesentlichen durch die spitzen Endstrahlen (vs. rundlich abgestumpft), ihren dicken Staengel von 1 - 2 mm (vs. < 1 mm ) und die Aussenwand ihrer Oosporen mit feinen Waerzchen (vs. Spongioes ). Standort und Verbreitung in der Schweiz Es gibt einen Vermerk gegen Ende des 19. Jahrhunderts, dass Vorkommen im Kanton Genf beobachtet worden sind. Aber seither fehlt jeder Nachweis ueber ihr Vorkommen in der Schweiz, weder aus frueheren Standorten noch aus der Umgebung. Allemeine Verbreitung Breit verstreuter Subkosmopolit (Europa, Nordamerika, Nordafrika, Australien). Status Status IUCN : Regional ausgestorben Nationale Prioritaet : 2 - Hohe nationale Prioritaet Internationale Verantwortung : 1 - Gering Erhalten/ Foerdern Gefaehrdungen Habitatverlust Mangel an Dynamik in aquatischen Lebensraeumen Hohe Wassertemperaturen Wissensluecken Endgueltiges Verschwinden Oekologie Tolypella intricata ist eine Pionierart, deren Oekologie noch besser zu erforschen ist. Sie besiedelt diverse Lebensraumstrukturen mit kaltem, klarem und alkalischem (pH = 7 - 8,5) Wasser: Graeben , Baeche , Flussaltarme, Weiher, temporaere Kleingewaesser und Seen, meistens im Flachwasserbereich (0,15 <Tiefe <0,2 (0,5) m), welche Wasserstandschwankungen unterworfen sind. Sie konnte aber auch bis in 15 m Tiefe beobachtet werden. Lebensraum Milieux Phytosuisse (&copy; Prunier et al. 2017) I.1.2.1 - Charion vulgaris
Lebensraum nach Delarze & al. 2015 KEINE ANGABE
Abhaengigkeit vom Wasser
Fluesse 1 - Zusatz- oder Nebenlebensraum
Ruhiges Wasser 2 - Schwerpunktlebensraum
Grundwasser 0 - unbedeutend, keine Bindung.
Nomenklatur Gueltiger Name ( Checklist 2017 ) : Tolypella intricata (Roth) Leonh.
Volksname Deutscher Name: Verworrene Armleuchteralge Nom francais : -- Nome italiano: -- Status Indigenat : Indigen Liste der gefaehrdeten Pflanzen IUCN (nach Walter & Gillett 1997 ): Nein Status Rote Liste national 2012 Status IUCN : Regional ausgestorben Zusaetzliche Informationen Kriterien IUCN: -- Status Rote Liste regional 2019
Biogeografische Regionen Status Kriterien IUCN
Status nationale Prioritaet /Verantwortung
Nationale Prioritaet 2 - Hohe nationale Prioritaet
Massnahmenbedarf 2 - Klarer Massnahmebedarf
Internationale Verantwortung 1 - Gering
Ueberwachung Bestaende 99 - (aktuell) nicht beurteilbar
Schutzstatus
Kein internationaler, nationaler oder kantonaler Schutz
Erhalten/ Foerdern Gefaehrdungen und Massnahmen Habitatverlust Temporaere Kleingewaesser anlegen, Wassergraeben erhalten oder wieder instand setzen. Oekologische Vernetzungen schaffen. Standorte in der Naehe von aquatischen Oekosystemen (Seen und Fliessgewaesser ) besitzen eine hoehere Wahrscheinlichkeit wiederbesiedelt zu werden als davon entfernte. Mangel an Dynamik in aquatischen Lebensraeumen Temporaere Kleingewaesser anlegen, die im Sommer trockenfallen. Das abwechslungsweise Trockenfallen und Fluten sollte fuer ein immer wiederkehrendes Angebot an Pionierflaechen (offengelegtes Substrat) sorgen. Noetigenfalls Stoerungen (mechanisch oder durch Beweidung) schaffen, um ein Ueberwuchern durch mehrjaehrige Gefaesspflanzen vorzubeugen. Wassergraeben durch ein abschnittsweises Maehen im Herbst unterhalten. Hohe Wassertemperaturen Beschattung des Stillgewaessers in kleineren Abschnitten schaffen, damit eine uebermaessige Wassererwaermung im Fruehjahr verhindert wird. Beim Erstellen von Teichen dafuer sorgen, dass sie von einem Baum oder Strauch teilweise Schatten bekommen. Wissensluecken Mehr Wissen ueber die Oekologie der Art in Erfahrung bringen. Neu angelegte Kleingewaesser nach der Art zwischen November und April genau absuchen. Weiher und Teiche allgemein ueber mehrere Jahren wiederholt absuchen. Endgueltiges Verschwinden Die Art an frueheren Standorten oder in der Naehe wiederansiedeln. Dazu auf eine europaeische Oosporenbank zurueckgreifen (samt Sediment bekannter Vorkommen). Kontrollierte Keimungsexperimente sollten den Wiederansiedlungsversuchen vorangehen.