Revision der Ceratozetidae, 3. Ceratozetes laticuspidatus n. sp. (Arach., Acari, Oribatei)
Author
Menke, H-G.
text
Senckenbergiana biologica
1964
45
635
640
http://unknown
journal article
ORI10843
[Description of
Ceratozetes laticuspidatus
n. sp.
]
A. Untersuchtes Material.
Die
fuer
die Untersuchung von
Ceratozetes laticuspidatus
n. sp.
verwendeten drei Adulti wurden in pflanzlichem Bestandesabfall aus der
naeheren
Umgebung des Selenter Sees
(
Schleswig-Holstein
) gefunden.
Weitere acht Exemplare der ehemaligen Sammlung Strenzke im Forschungs-Institut Senckenberg (
SMF
14086
) stammen aus der
Umgebung von Halle a. d. Saale
.
Herr Dr.
M. Moritz
,
Ernst-Moritz-Arndt-Universitaet
Greifswald
, stellte in dankenswerter Weise ebenfalls einige Vergleichsexemplare zur
Verfuegung
.
Belegmaterial: Das Material befindet sich im Forschungs-Institut Senckenberg, Frankfurt am Main (
Holotypus
SMF
16531
, 2
Paratypoide
SMF
16532
). Weiteres Material befindet sich in meiner Sammlung.
Die Aufzucht der Jugendstadien ist wegen des zu gering bemessenen Materials bisher noch nicht gelungen, so
dass
eine Beschreibung der Metamorphose und der
Oekologie
der vorliegenden Art auf einen
spaeteren
Zeitpunkt verschoben werden
muss
.
B. Der Adultus von
Ceratozetes laticuspidatus
n. sp.
Faerbung
: Schwach
roetlich-braun
. Das Integument ist stark skierotisiert und glatt. Ein Cerotegument wurde nicht beobachtet.
Laenge
: 333 (328-338)
y
, Breite: 176 (171-182)
y
. (Gemessen an zehn Exemplaren).
a) Dorsalregion des Propodo- und Lateralregion des Podosoma. Das Rostrum des stegasimen Adultus von
Ceratozetes laticuspidatus
ist in zwei relativ lange, schlanke Lateralspitzen ausgezogen, zwischen denen am Grunde einer tiefen Einbuchtung eine wesentlich kleinere Medianspitze steht (Abb. 3). Die
kraeftigen
, einseitig serraten Rostralborsten (ro) inserieren auf kleinen Apophysen latero-anal am Rostraltectum. Die Lamellen stehen recht eng zusammen; sie sind mit einer feinen
Laengsstreifung
versehen und gehen
oralwaerts
in die freistehenden Cuspides
ueber
(Abb. 1), die breiter wirken und nicht so schlank ausgezogen sind wie z. B. bei
Ceratozetes peritus Grandjean
(vgl. Menke 1963) oder
C. gracilis (Michael)
. An der Spitze der Cuspides inserieren die allseitig serraten,
kraeftigen
Lamellarborsten (ll). Die Interlamellarborsten (in) sind ebenfalls allseitig serrat, ihre Insertionsalveolen liegen - genau wie die Areae porosae Aj - unter einer Duplikatur des Notogaster-Vorderrandes
verborgen
. Der distale Becher des Bothridum (Abb. 2) ist aus den drei Schuppen sdm, svm und svl aufgebaut. Ein schmaler Fortsatz psdm der dorsomedianen Schuppe sdm inseriert als freistehendes
Blaettchen
auf der grossen,
halbkreisfoermigen
Ventro-Lateralen svl. Der lanzettliche Sensillus ist bilateral serrat (Abb. 1, 4). Lateral am Proterosoma ist eine tiefe Genalincisur (cis) vorhanden [CaIG] 1), die am Rand des Camerostom einen starken Genalzahn(d.gen.) entstehen
laesst
(Abb. 4). Von der Basis der Incisur ausgehend, zieht sich der von Grandjean (1962)
erwaehnte
Podocephalkanal
schraeg
nach dorsal unter das Pedotectum I.
1) Im folgenden werden die von Grandjean (1953: 426)
eingefuehrten
Abkuerzungen
(eckige Klammern) zur Bezeichnung wichtiger Merkmale benutzt.
Das schmale, lamelliforme Tutorium (tu) ist mit einer langen, schlanken Spitze versehen, die fast bis an die Insertionsalveolen der Rostralborsten reicht (Abb. 4); seine Dorsalkante ist mit ein bis zwei kleinen
Zaehnen
besetzt. Die Areae porosae der Lateralregion Ah, Aj, Al und Am (Abb. 4) sind
vollzaehlig
vorhanden. Die Ah hat die von Grandjean (1962)
fuer
C. gracilis (Michael)
beschriebene Form. Konfiguration und Ausdehnung der Pedo- und Acetabulartecta ist aus Abb. 4 ersichtlich. Die Insertionsalveole des einen Paares [Ex 1] Exobothridialborsten (ex) wird von den Pedotecta I verdeckt.
Zwischen dem dritten und vierten Acetabulum entspringt das relativ
grosse
lamelliforme Discidium (dis).
Oralwaerts
verschmelzen das Discidium und die Carina circumpedalis (cir.p.) mit der Basis des Custodium (cus), das am Vorderrand des dritten Acetabulartectum entspringt. Das Custodium selbst ist in eine lange, schlanke Spitze ausgezogen, die bis an den analen Rand des Pedotectum I reicht (Abb. 4).
b) Notogaster. Die Notaspis ist
laenglich
oval und stark
gewoelbt
. Ihr oraler Rand ist median weit vorgezogen und
ueberdeckt
die Insertionsalveolen der Interlamellarborsten. Ein askleritisches Band (TGS) verbindet Notogaster und Ventralplatte, das jedoch von keinem lateralanalen Tectum verdeckt wird [Ng NBP]. Die schwer erkennbaren Areae porosae sind in der normalen Anzahl des octotaxischen Systems auf dem Notogaster angeordnet, sie liegen in
regelmaessigen
Abstaenden
am lateralen und analen Rand der Notaspis.
Die Lyrifissuren ia, im, ih, ip und ips sind in
vollstaendiger
Anzahl am Notogasterrand vorhanden; ia liegt auf der Unterseite der Pteromorphen. Die Notogasterchaetotaxie des Adultus von
C. laticuspidatus
ist multidefizient, die Notaspis ist nur mit 11 Paaren sehr kurzer Spitzborsten besetzt [Ng(11)]. Latero-anal neben den Areae porosae A1
muenden
die Glandulae lateroabdominales(gla, Abb. 1) nach
aussen
[GLA vorhanden]. Rings um den Notogaster verlaeuft ein Ring von Muskelinsertionsmalen. Die
grossen
Pteromorphen [Ptm]
sind
stark ventral gebogen; sie sind nicht durch ein Scharnier mit der Notaspis verbunden und
koennen
daher nur
geringfuegig
bewegt werden.
Abb. 1-9.
Ceratozetes laticuspidatus
n. sp.
, Adultus. - 1) dorsal; 2) Bothridium, dorsal; 3) Rostraltectum, dorsal (ausgebreitet); 4) Podosoma, lateral (nach Entfernen des Notogaster); 5) Tarsus I und Wirtel der Tibia I, antiaxial; 6) Femur I und Genu I, antiaxial; 7) Tarsus des Palpus, antiaxial; 8) Femur II und Genu II, antiaxial; 9) Genu IV, paraxial.
c) Anogenitalregion. Dicht am Rand der relativ
grossen
Analoeffnung
stehen jederseits drei Adanalborsten (ad1-ad3), sie sind in der gleichen Weise angeordnet wie bei
C. peritus Grandjean
und
C. gracilis (Michael)
. Die Lyrifissuren des Adanalsegments (iad) liegen
oralwaerts
vor den ad3. Die Analklappen tragen je zwei Analborsten (an1, an2). Etwa in der Mitte zwischen der Anal- und der
Genitaloeffnung
steht ein Paar kleiner Adgenitalborsten (ag). Auf den Genitalklappen sind jeweils sechs Genitalborsten angeordnet, von denen
fuenf
in einer Reihe stehen,
waehrend
die am weitesten oral stehende g1
medianwaerts
verschoben ist. Bei den Borsten der Anogenitalregion handelt es sich um unmodifizierte Spitzborsten, die wesentlich
laenger
sind als die der Notaspis.
d) Coxisternalregion. Die Epimeralleisten sind schwach ausgebildet. Eine Sternalleiste ist nur auf dem zweiten Epimer vorhanden. Die Apodemata (apo1-apo3) inserieren auf den entsprechenden Epimeralleisten. Die Borsten der Coxisternalregion sind bis auf die langen serraten 1c, 3c und 4c (Abb. 4) schlank und unmodifiziert. Die Formel der coxisternalen Chaetotaxie lautet: (3-1-3-3).
e) Gnathosoma. Die Mundwerkzeuge zeigen hinsichtlich ihres Baus keine Besonderheiten, sie gleichen denen von
C. peritus
und
C. gracilis
. Die Cheliceren sind normal
scherenfoermig
, das
TRAEGARD'sche
Organ und die serrate Borste cha inserieren auf der paraxialen, die bedornte chb auf der antiaxialen Seite des
Chelicerenkoerpers
. Auch die Areae porosae der Cheliceren haben etwa die gleiche Lage und Ausdehnung wie bei den
erwaehnten
Ceratozetes-Arten
.
Das Infracapitulum ist diarthrisch, die labiogenale Artikulation wird teilweise durch ein kleines Tectum des Hysterostom (H) verdeckt. Auf dem Mentum inserieren die allseitig serraten Spitzborsten (h). Die Genae sind mit den Borsten (m) und (a) besetzt. Die (m) sind dicht bedornt,
waehrend
die (a) glatte Spitzborsten sind, deren Distalteil ein oder zwei kleine Dornen
traegt
. Die zwei Paar Adoralborsten [Or2] sind stark
gekruemmt
und stark gefiedert.
Die Borstenformel des
fuenfgliedrigen
Palpus lautet: (0-2-1-3-9) 2). Das Solenidium omega des Palptarsus ist mit der Anteroculminalen acm zur "corne double" assoziiert [AcmS]. omega und acm sind in der
fuer
die
Ceratozetes-Arten
typischen Weise von der Gruppe der Eupathidien (ul) und sul isoliert. Form und Anordnung der Borsten am Palptarsus ist aus Abb. 7 ersichtlich. Die Palptibia
traegt
die normale Anzahl Borsten. Der laterocoxale Dorn e des Palpus ist vorhanden. Der Palpfemur
traegt
die serraten Spitzborsten inf und sup, er ist ventral mit einer breiten, paraxial gebogenen lamelliformen Verbreiterung versehen.
2) Das Solenidium omega der "corne double" wurde in der Formel nicht
mitgezaehlt
.
f) Beine. Die numerische Formel
fuer
die Beinchaetotaxie lautet: I (1-5-3-4-20-3) / II (1-5-3-4-16-3) / III (2-3-1-3-15-3) / IV (1-2-2-3-12-3). Die Formel der Solenidiotaxie: I (1-2-2) / II (1-1-2) / III (1-1-0) / IV (0-1-0). Konfiguration und Anordnung der Borsten des Tarsus sind aus Abb. 5 ersichtlich. Eupathidisch sind die Subunguinale s und die Proralen (p) des Tarsus I. Das Solenidium omega1 ist ceratiform, omega2 ist piliform. Das heterodactyle Ambulacrum besitzt drei Krallen.
Ueber
die Borstenentwicklung der
Extremitaeten
kann noch keine Aussage gemacht werden.
Genu
I und II sind ventral mit einem relativ
grossen
, spitzen und distalgerichteten Dorn versehen, die antiaxialen Lateralen 1" der Genus I und II sind als schlanke, serrate Spitzborsten ausgebildet (Abb, 6, 8). Als Besonderheit
waere
noch der scharfe, ventrale Dorn des Genu IV (Abb. 9) zu
erwaehnen
. Die Femora der Beine I-IV tragen dorsale Areae porosae; die Chaetotaxie dieser Beinglieder entspricht dem Normalfall, d. h. es sind folgende Borsten an den Gliedern vorhanden: FeI und FeII / d, (l), bv", v"; FeIII / d, l', ev'; FeIV / d, ev'. Der Femur des zweiten Beines ist ventral mit einer lamelliformen Verbreiterung versehen, die im distalen Teil des Beingliedes in einer breiten Spitze endet (Abb. 8). Die Chaetotaxie der Trochanter der Beine III und IV ist normal: TrochIII / 1', v'; TrochIV / v'. Der Trochanter III hat bei der vorliegenden Art
kugelfoermige
Gestalt und besitzt einen stark
ausgepraegten
, spitz-konischen Fortsatz. Dorsale Areae porosae sind auf Trochanter III und auf Trochanter IV vorhanden.
C. Systematische Stellung von
Ceratozetes laticuspidatus
.
Auf Grund der im folgenden
zusammengefassten
, zum Teil schon im deskriptiven Text
erwaehnten
Merkmale (vgl. Grandjean 1953) erscheint eine Einordnung der vorliegenden Art in die Gattung
Ceratozetes
(
Oribatei
,
Circumdehiscentiae
,
Poronotae
,
Ceratozetidae
) als gerechtfertigt: Ein normales Tracheensystem(in Verbindung mit den Acetabulae und den Apodemata) ist vorhanden, keine Tracheenorgane an den Bothridien, keine pedalen Tracheen. Die Adulti sind stegasim. Or 2. Ex 1. Elc I fehlt. Keine protero-hysterosomatische Artikulation. GLA vorhanden. Notogaster normal. Die Genus der Adulti sind im Vergleich zu den Femora und den Tibiae sehr klein. Ptm ohne Scharnier. Areae porosae in der normalen Anzahl des octotaxischen System auf dem Notogaster angeordnet. CaIG. Defizienz in der gastronotischen Chaetotaxie (f1 fehlt), Ng(11). NgNBP. Acm S. Ian fehlt.
Weiterhin weisen die charakteristische Form des Rostraltectum, des Tutorium, des Discidium und der Area porosa Ah sowie die Anordnung der Genitalborsten, Konfiguration und Stellung der Borsten, Eupathidien und Solenidien am Palptarsus die vorliegende Art als
Ceratozetes
aus.
D. Zusammenfassung der Merkmale von
Ceratozetes laticuspidatus
.
Laenge
: 333
y
; Breite: 176
y
. CaIG (tief). Ptm (ohne Scharnier). Acm S. Ng(11). Borsten sehr kurz. TaI 20 3). Tall 16. Rostrum mit zwei schlanken Lateralspitzen und einer kleinen Medianspitze am Grunde einer tiefen Einbuchtung. Lamellen eng zusammenstehend mit relativ kurzen und breiten Cuspides. Distaler Becher des Bothridium aus drei Schuppen bestehend; Fortsatz psdm der Schuppe sdm inseriert als freistehendes
Blaettchen
auf der svl. Sensillus lanzettlich und bilateral-serrat. Schmales, lamelliformes Tutorium mit langer, schlanker, fast die Insertionsalveolen der Rostralborsten erreichender Spitze. Dorsalkante des Tutorium mit ein bis zwei Dornen. Custodium mit
langer
, schlanker Spitze, die bis zum Hinterrand des Pedotectum I reicht. Discidium lamelliform. GenuI, GenuII und GenuIV mit scharfem, ventralen Dorn. Trochanter III mit
ausgepraegtem
spitzkonischem Dorn. Area porosa Ah taschenfoermig in den
Koerper
eingesenkt.
3) Anzahl der Borsten am Tarsus I.