Zur Kenntnis äthiopischer Vespiden (Hym.)
Author
Schulthess Rechinger, A. von
text
Entomologische Mitteilungen
1921
10
4
121
126
journal article
http://dx.doi.org/10.5281/zenodo.15733
I.
Polistes
. Latr.
Bequaert in seiner
vorzueglichen
Arbeit (A Revision of the
Vespidae
of the Belgian Congo with a list of Ethiopian Diplopterous Wasps. Bull. Amer. Mus. of Nat. Hist., vol. XXXTX, 1918, p. 1-384) benutzt zur Einteilung der Gattung
Polistes
das von Brethes (1903) u. Ducke (1904) in die Systematik
eingefuehrte
Merkmal der Struktur der Mesopleuren.
Betrachten
1
)
wir die Mesopleuren unseres
gewoehnlichen
Polistes gallicus
L.
, so finden wir in deren oberem Teile hart unter dem Ansatz des
Vorderfluegels
eine vertikale Mittelnaht (ab), welche sich oberhalb der Mitte der Mesopleuren gabelt und einen vorderen Ast (b c) gegen das untere Ende der Pleuren des Prothorax und einen anderen nach
rueckwaerts
(bd) gegen die Metapleuren hinsendet. Von den drei Feldern,
die
so auf den Mesopleuren gebildet, werden, ist das obere, hintere zwischen der Mittel- (ab) und der Mesopleuralnaht (a b d) gelegene das Epimeruni (ein) des Mesothorax. Der vordere Teil der Mesopleuren ist das Episternum(es), welches durch die Fp i ster naln uth (b c) in ein oberes (e s 1) und ein unteres (es 2) Episternatfeld geteilt wird. Das untere Episternalfeld (es 2) ist vom Mesosternum nicht deutlich abgetrennt: nur in dessen vorderen Teil findet sich eine sehr zarte kurze Nut (e); diese Xut treffen wir bei den meisten, wenn nicht geradezu allen Yespiden: sie entspricht der Sternopleuralnaht, welche bei vielen Tenthrediniden die Grenze zwischen Mesopleuren und Mesosternum bildet,
ueberdies
findet sich im vorderen Teil des unteren Sternalfeldes (es 2) eine mehr oder weniger deutliche, ziemlich genau vertikal vom Mesosternum bis nahe zur Episternalnaht (b c) verlaufende Falte (1 g) Diese Falte trennt bei vielen Hymenopteren, besonders Grabwespen eine vordere Grube [Epicnemium Thomson, (Kohl), Prepectus (
Snodgrass
)J, al>, in welche die Vorderschenkel in Ruhestellung eingelagert werden
koennen
. Diese Falte mag daher Epicnemialfalte (fg) (prepectal
sueture
, Bequaert) genannt werden.
Thoras von Polistes gallicus L. von der Seite (nach Bequaert). abd Mesopleuralnaht; bc Episternalnaht; e Sternopleuralnaht; fg Epicnemialnaht; st Mesosternum; esl oberes, es 2 unteres Episternalfeld; em Epimerum des Mesothorax; ep Epicnemium; Va valvula.
Anmerkung. Durch den Umstand,
dass
ich z. Z.
saemtliche
aethiopischen
Wespen des Berliner Museums, des deutschen entomol. Institutes (Dahlem), des Hamburger Museums und der sehr reichen Sammlung Neaves ans der Gegend des Tanganykasees, die Eigentum des Hopemuseums in Oxford ist,
verfuege
und selbst eine
grosse
Anzahl Vespiden aus allen Teilen Afrikas, besonders aus des
suedoestlichen
Gebiete, wo Missionar Junod sammelte, besitze, steht mir ein
ungewoehnlich
grosses
Vergleichsmaterial zu Gebote, was die folgenden
Ausfuehrungen
berechtigen mag.
1) Ich folge der Darstellung
Bequaert's
a. a. 0. St. 253.
Gestuetzt
auf diese Struktur der Mesopleuren teilt Bequaert die Gattung
Polistes
in folgende 5 Gruppen ein:
1. Typus
P. gallicus
L.
(v. Figur). Mesopleuralnaht, Episternalnut und Fpienemialnalit vorhanden. Zahlreiche Arten aller Faunengebiete.
2. Typus
P. canadensis L.
Mesopleuralnaht und Epistemalnut vorhanden, Epienemialnaht fehlt, umfal.it die Mehrzahl der nearktischen und einige neotropische Arten.
3. Typus
P. bicolor Lep
. Epienemialnaht deutlich, Mesopleuralnaht mehr oder weniger entwickelt, Episternalnut fehlt. Zahlreiche neotropische und orientalische Arten.
4. Typus
P. madecassus Sauss
. Episternalnut und Epicnemialnaht fehlen, Mesopleuralnaht mehr oder weniger entwickelt oder auch obsolet geworden. Zahlreiche
aethiopische
und orientalische Arten.
5. Typus
P. orientalis Kby
. bildet eine eigene Gruppe; Episternalnut fehlend, Epicnemialnaht deutlich.
Die Polistes-Arten der
aethiopischen
Region lassen sich in drei Gruppen unterbringen:
1. Gruppe: Innere Klaue der Mittel- und Hinterbeine
betraechtlich
groesser
als die
aeussere
;
Fuehler
des ♂ (soweit dieses bekannt) schlank,
saemtliche
Glieder
laenger
als breit, auf der Unterseite mit starken
Schwielen
(Tyloiden) versehen; Kopfschild gerade abgestutzt. Dahin
gehoeren
:
P. madecassus Sauss
.,
P. aquilinius
R. du Buysson,
P. fastidiosus Sauss
.,
P.
Bequaerti
nov. spec.
2. Gruppe: Klauen symmetrisch;
Fuehler
des o (soweit dieser bekannt) wie bei der 1. Gruppe, doch Schwielen fehlend oder undeutlich; Kopfschildunterrand leicht winklig oder
bogenfoermig
vorspringend: Mesopleuren ohne Epicnemialnaht; Mesopleuralnaht mehr oder weniger entwickelt, Episternalnut fehlend. Hierher
gehoeren
:
P. Smithii
Saussure
,
P. Haugi
R. du Buysson
,
P. Ellenbergi
R. du Buysson
,
P. madiburensis
nov. spec.
,
P. bituberculatus
R. du Buysson
,
P. albocalcaratus
R.
du Buysson (?).
3. Gruppe: Klauen symmetrisch;
Fuehler
des ♂ aufgerollt, die Glieder vom 4. an viel breiter als lang, abgeplattet. Kopfschild
laenger
als breit, nach unten
verlaengert
und elliptisch abgerundet. Epicnemialnaht, Mesopleuralnaht und Episternalnut entwickelt. Hierher
gehoeren
:
P. marginalis Fab
.,
P. badius Gerst
.,
P. tenellus
R.
du Buysson.
Vorlaeufig
nicht unterzubringen sind
P. flavipennis
Saussure
und
P. macroephalus
Bequaert,
da das ♂ unbekannt ist.