Hornmilben (Oribatida) [pages 102 to 148]
Author
Weigmann, G.
Author
Miko, L.
text
2006
Goecke & Evers
Keltern
Hornmilben (Oribatida) [Dahl, Tierwelt Deutschlands, Teil 76]
102
148
http://www.goeckeevers.de/verlag/dahl.html
book chapter
Weigmann2006pp102to148
Malaconothrus
Berlese, 1904
Typ:
Nothrus monodactylus Michael
, 1888 (
nachtraegliche
Typusfestlegung durch Baker & Wharton 1952)
Die Artengliederung
fuer
Europa ist seit
laengerer
Zeit vollkommen
unuebersichtlich
:
Knuelle
(1957a) hat alle ihm
zugaenglichen
Populationen einer einzigen Art ("?
M. gracilis van der Hammen
, 1952") zugeordnet und
fasst
die anderen
europaeischen
Arten als species inquirendae auf. Sellnick (1960)
uebernimmt
in seine Tabelle die in Willmann (1931) zitierten Arten [
M. egregius
(Berlese, 1904),
M. globiger
Traegardh
, 1910,
M. monodactylus
(Michael, 1888)) sowie die Arten
M. gracilis van der Hammen
, 1952,
M. processus van der Hammen
, 1952, und
M. punctulatus van der Hammen
, 1952, wobei er die von den Autoren verwendeten Artkriterien nicht kritisch kommentiert.
Aehnlich
unkritisch sind offensichtlich die
palaearktischen
Arten (hier speziell die in Zentraleuropa vorkommenden) von Balogh & Mahunka (1983) in die Bestimmungstabelle aufgenommen worden, wobei Merkmale der Arten van der Hammens teils nur aus den Abbildungen entnommen wurden; dabei werden
M. globiger
und
M. monodactylus
als species inquirendae nicht
beruecksichtigt
. Mahunka (1994b) gibt eine kurze Wiederbeschreibung von
M. egregius
auf der Grundlage von Typusmaterial der Berlese-Sammlung, welche allerdings im Gegensatz zu den Merkmalen nach Balogh & Mahunka (1983) steht. Luxton (1987a) beschreibt
M. monodactylus
nach Michaels
Typenmaterial
neu,
zusaetzlich
einige neue britische Arten. Seine kurze Differentialdiagnose von
M. egregius
basiert allerdings auf Sammlungsmaterial von van der Hammen, das nicht unbedingt mit Berleses
M. egregius
identisch sein
muss
; so ist auch Luxtons Merkmal "(4) setae d1 closer together than setae c1," im Widerspruch zur Wiederbeschreibung von
M. egregius
von Mahunka (1994b), die nach meinem eigenen
Praeparatestudium
in der Berlese-Sammlung zutreffend ist. Diese Differentialdiagnose von Luxton (1987a) ist auch insofern unzureichend, als die Wiederbeschreibung von
M. monodactylus
nicht die entsprechend alternativen Differentialmerkmale
enthaelt
.
Eigene Untersuchungen von Museumsmaterial (Sammlung Willmann in
Muenchen
und Sammlung Engelmann in
Goerlitz
) mit den Bezeichnungen "
M. egregius
", "
M. globiger
", "
M. gracilis
", "
M. monodactylus
", "
M. processus
" und "
M. punctulatus
" aus andern
Herkuenften
als dem jeweiligen locus typicus und eigenem Material aus verschiedenen
europaeischen
Regionen haben keine hinreichende Differenzierung der Arten ergeben, die nicht auch durch
Variabilitaet
oder
praeparationsbedingte
Formveraenderung
erklaerbar
waeren
. Eine teilweise
Klaerung
hat sich m. E. aus der Durchsicht von
Praeparaten
der Hammen-Sammlung zu
M. gracilis
,
M. punctulatus
und
M. processus
im Vergleich zu Alkoholmaterial von
Knuelle
mit "?
M. gracilis
" ergeben. Keines der
M. gracilis
-Individuen wies die von
Knuelle
(1957a) abgebildeten extrem langen Notogasterborsten auf; sie sind eher vergleichbar mit den Beschreibungen von
M. gracilis van der Hammen
, 1952 und der Wiederbeschreibung von
M. egregius
(Mahunka 1994b). Auch die Diagnose zu
M. processus
durch Balogh & Mahunka (1983), derzufolge die d1-Borsten
naeher
beieinander stehen sollen als die c1- und e1-Borsten jeweils zueinander, konnte nach den
Praeparaten
von van der Hammen nicht verifiziert werden; die Tiere zeigen genauso wenig wie die von
M. punctulatus
der Hammen-Sammlung einen wesentlichen Unterschied zu
M. gracilis
oder
M. egregius
. Auch die
fuer
M. punctulatus
von van der Hammen festgestellten Unterschiede in der Position der Interlamellarborsten in Bezug zum ProdorsumHinterrand gibt es nicht: sie stehen weit ab vom Hinterrand, jedoch nahe an der hinten quer verlaufenden Vertiefung (vgl. Seitenansicht [70b]). Es ist ebenfalls
hoechst
wahrscheinlich, dass
M. egregius
synonym zu
M. monodactylus
ist, die nach Luxton (1987a) auch um 400 µm lang ist und nicht um 290 µm, wie von Michael (1888) angegeben; die angenommenen
Groessenunterschiede
hatten Berlese (1904b) zur Neubeschreibung von
M. egregius
veranlasst. Letztlich bleiben
fuer
alle von mir studierten
Malaconothrus
-Arten und die sie betreffenden Beschreibungen keine wesentlichen Unterschiede erkennbar, die nicht innerhalb der
Variabilitaet
liegen
koennten
: Lage der Notogasterborsten zueinander;
Borstenlaengen
(werden oft aus der Dorsalansicht zu kurz gemessen); Struktur des Ceroteguments;
Koerperlaengen
; Seitenvorsprung zwischen Beinen I und II (bei geschrumpften Tieren in
Praeparaten
eckiger als bei Frischmaterial). Dabei ist auch zu bedenken,
dass
die Arten parthenogenetisch sind und selbst innerhalb von Populationen morphologisch unterschiedliche Clon-Gruppen vorkommen
koennen
. Es gibt nur eine gesicherte Art in Mitteleuropa, die
M. monodactylus
(Michael, 1888) genannt werden
muss
.