Revision der europäischen Gattungen und Arten der Familie Brachychthoniidae (Acari, Oribatei) Teil 2. Mixochthonius Niedbala, 1972, Neobrachychthonius nov. gen., Synchthonius v. d. Hammen, 1952, Poecilochthonius Balogh, 1943, Brachychthonius Berlese, 1910, Brachychochthonius Jacot, 1938
Author
Moritz, M.
text
Mitteilungen aus dem Zoologischen Museum in Berlin
1976
52
227
319
http://unknown
journal article
ORI10014
Poecilochthonius italicus
(Berlese, 1910) (Abb. 7a bis d)
Brachychthonius brevis var. italicus Berlese
, 1910a: p. 220, Taf. 19, Fig. 40.
Brachychthonius italicus
: van der Hammen 1959, p. 20.
In dem hier aus Europa vorliegenden, als
Brachychthonius
beziehungsweise
Poecilochthonius italicus
(Berlese, 1910) bezeichneten Material lassen sich 2 Formen unterscheiden, die unter anderem in der unterschiedlichen
Groesse
, durch lange oder kurze Dorsalborsten sowie durch die Anordnung der ps 1- und ps2-Borsten auf dem Pygidium differieren. Der differentialdiagnostisch
auffaelligste
Unterschied besteht aber in der
Laenge
und
Staerke
der Dorsalborsten (e1 = 16,5 bis 20,5
ym
oder e1 = 22,5 bis 28,7
ym
). Zwischen beiden Formen
liessen
sich bisher keine
Uebergaenge
feststellen, so
dass
sie als
selbstaendige
Taxa bewertet werden
muessen
.
Abb
. 7.
Poecilochthonius italicus (Berlese)
, ZMB 430/B108. a Dorsalansicht, b Lateralansicht, c Rostrum dorso-frontal, d Pygidium.
Berlese (1910a, Fig. 40) bildet nun als
italicus
ein leicht gequetschtes Tier mit kurzen Dorsalborsten ab, dessen
uebrige
Merkmale dagegen besser mit der langborstigen Form
uebereinstimmen
. Das Typusexemplar von
italicus Berlese
gehoert
aber eindeutig der langborstigen Form an, wie sich Dr. Bernini (briefl. Mitteilung) durch einen Vergleich mit entsprechenden, in dieser Arbeit genannten Exemplaren
ueberzeugen
konnte. Auch sammelte er mehrere Tiere vom Locus typicus, die alle mit der langborstigen Form
uebereinstimmen
. Berlese hat demzufolge die Dorsalborsten wesentlich zu kurz gezeichnet, so
dass
die
Aehnlichkeit
der Dorsalskulpturen beider Formen zur Identifizierung der in Mittel- und Nordeuropa
haeufigeren
kurzborstigen Tiere mit
italicus Berlese
gefuehrt
hat.
Somit
koennen
nur die kleineren, lange Dorsalborsten besitzende Tiere den wahren
italicus Berlese
repraesentieren
,
waehrend
die kurzborstige Form, wie nachfolgend ausgefuehrt wird, als
Poecilochthonius spiciger
(Berlese, 1910 a) bezeichnet werden
muss
.
Tabelle
6.
Poecilochthonius italicus
(Berlese, 1910)
EmTaCe |
Durchschnitt |
Min.-Max. |
Gesamtlaenge
|
185,2 |
175,0 - 187,5 |
Laenge
Prodorsum
|
75,6 |
72,5 - 77,5 |
Laenge
Na
|
52,1 |
50,0 - 55,5 |
Breite Prodorsum |
72,3 |
67,5 - 78,7 |
Breite Na |
100,0 |
95,0 - 105,0 |
Sensilluslaenge
|
47,2 |
45,0 - 48,7 |
Keulenlaenge
|
30,5 |
30,0 - 32,5 |
Abstand ro |
13,4 |
12,5 - 14,5 |
Abstand la |
24,2 |
22,5 - 26,0 |
Abstand ila |
24,9 |
23,7 - 26,2 |
Abstand c1 |
26,8 |
25,0 - 29,0 |
Abstand e1 |
30,7 |
28,7 - 33,5 |
Laenge
ro
|
16,2 |
16,2 |
Laenge
la
|
24,2 |
22,5 - 26,0 |
Laenge
ila
|
22,1 |
18,0 - 26,2 |
Laenge
c1
|
19,9 |
18,2 - 23,0 |
Laenge
e1
|
24,1 |
22,5 - 28,7 |
Abstand la: ro |
1,81 |
EmTaCe |
Abstand ila: la |
1,03 |
EmTaCe |
Laenge
e1: Na
|
0,46 |
EmTaCe |
Laenge
Na: Abstand la
|
2,15 |
EmTaCe |
Laenge
Na: Abstand c1
|
1,94 |
EmTaCe |
Material:
IZS
:
1 Ad.
,
Italien
,
Basiluzzo
(
Isle Eolie
), humus sotto
Pistacia lenticus
,
F. Bernini
leg.
31. 3. 1971
.
ZMB
Nr.
430/B108
:
9 Ad.
, 3 N3,
DDR
,
Jonastal
, 8 km WSW
Arnstadt
,
Thueringen
,
400 m
,
suedexponierter
Trockenhang, Graswurzelfilz auf Kalkschiefer,
M. Moritz
leg.
3.8.1965
.
-
ZMB
Nr.
430/B214
:
2 Ad.
,
DDR
,
Muecheln
bei Halle,
suedexponierter
Kalkschotterhang
, Trockenrasenbewuchs auf Kalkschotter, schattig und feucht,
M. Moritz
leg.
1. 11. 1970
.
-
ZMB
Nr.
430/B291
:
1 Ad.
,
Oesterreich
,
Suedkaernten
,
Umgebung von Miclauzhof
, Rotbuchenwald mit eingestreuten Fichten und
Foehren
,
R. Schuster
leg.
16. 4. 1961
et ded.
-
ZMB
Nr.
430/U4
:
9 Ad.
,
Ungarn
,
NW-Auslaeufer des
Bueckgebirges
,
suedostexponierter
tertiaerer
Loeshang
, Grassteppe,
M. Moritz
leg.
25. 9. 1964
.
Typus
, Locus typicus: Der
Typus
befindet sich als mikroskopisches
Praeparat
der Coll. Berlese im Institute Sperimentale per la Zoologia Agraria Firenze.
Der Locus typicus ist
Italien
,
Florenz
.
Beschreibung: Farbe goldgelb bis
roetlicbgelbbraun
. Dorsalborsten lang und
verhaeltnismaessig
dick. Die Randborsten des Notogaster erreichen die Ansatzstellen der
naechstfolgenden
Borsten. Dorsalfelder glatt und einfach umrandet.
Prodorsum relativ breit und kurz, das durchschnittliche
Verhaeltnis
zwischen
Laenge
und Breite
betraegt
1,04. Hinter den Interlamellarhaaren
faellt
das Prodorsumprofil
schraeg
zum etwas niedrigeren Hals- oder Basisteil ab, vor den Interlamellarhaaren
verlaeuft
das Profil dagegen im leicht konvexen Bogen bis zum Rostrum, das nicht besonders abgesetzt ist. Die
Lateralzaehne
des Rostrum sind zu einem etwas
unregelmaessig
gestalteten flachen dreieckigen Zahn verschmolzen, von dem nur caudal eine Nebenspitze von der ebenfalls gerundeten Hauptspitze abgesetzt ist (Abb. 7bc). Die vorderen Medianfelder des Prodorsum sind wellig, die hinteren dagegen glattumrandet. Die Prodorsumhaare sind lang und ziemlich steif. Die Lamellar- und Interlamellarhaare sind bedeutend
laenger
als die Rostralhaare. Lamellar- und Interlamellarhaare haben gleichen Abstand.
Der runde
Exobothridialhoecker
erreicht den Lateralrand des Prodorsum. Die schlanke Sensilluskeule ist allseitig mit feinen und langen Borsten besetzt. Das durchschnittliche
Laengenverhaeltnis
zwischen Keule und Sensillusstiel
betraegt
1,83.
Notogaster sich nur leicht caudad
verjuengend
, Schultereckcn nur wenig vorstehend. Die Dorsalfelder sind glatt und nur einfach umrandet. Die verschmolzenen Medianfelder des Notogasterschildes Na bilden ein
zusammenhaengendes
Laengsband
, das durch je eine durch wenige Punkte angedeutete Querlinie in der vorderen
Haelfte
und in der Mitte untergliedert ist. Die hintere, caudad spitz auslaufende
Haelfte
des Medianbandes ist in der Regel bauchig erweitert, nicht aber taillenartig
eingeschnuert
wie bei
P. spiciger
. Der Kutikularring ist
vollstaendig
geschlossen. Er liegt in der vorderen transversalen Begrenzung eines
grossen
dreieckigen Rosettenfeldes, das durch Verschmelzung der lateralen und caudalen Felder zustandegekommen ist. Lediglich eine
schraeg
nach hinten verlaufende sehr feine Linie ist als Rest
urspruenglicher
Feldgrenzen in diesem Dreiecksfeld erkennbar.
Die Notogasterborsten sind lang und steif. Die d1-Borsten
ueberragen
den Hinterrand des Notogasterschildes Na mit mehr als einem Drittel ihrer
Laenge
. Die Randborsten erreichen fast die Ansatzstellen der jeweils
naechstfolgenden
. Die f1-Borsten des Pygidium
ueberragen
in der Aufsicht den Ansatzpunkt der h1-Borsten. Die ps1-Borsten
ueberragen
den Hinterrand des Pygidium mit einem Drittel ihrer
Laenge
. Die ps2-Borsten stehen lateral in gleicher
Hoehe
neben den medianen ps1-Borsten. Von dorsal sind daher beide Borsten nebeneinander in gleicher
Hoehe
am Pygidiumrand erkennbar.
Systematische Stellung:
Poecilochthonius italicus
ist mit der im folgenden beschriebenen
P. spiciger (Berlese)
nahe verwandt. Beide Arten wurden im
europaeischen
Material bisher nicht auseinandergehalten. Die differentialdiagnostischen Merkmale sind bei
P. spiciger
genannt.
P. italicus
kommt zwar mit
P. spiciger
sympatrisch in Mitteleuropa vor,
duerfte
aber ihren Verbreitungsschwerpunkt als termophile Art in
Suedeuropa
haben.